Goldene Straße
Bärnau, Tachov/Tachau und die „Goldene Straße“
Acht Jahre nach der erstmaligen Verleihung der Stadtrechte durch Kaiser Ludwig den Bayern brachte Kaiser Karl IV. „Bernow in redlichem Kauf zum Königreich Böhmen,“ damit sich die Stadt „unter unseren königlichen schirm etwas gepessern möge in künftigen zeiten.“ Dieser Kauf scheint rein politische Gründe gehabt zu haben, wollte der Kaiser doch Bärnau als Sprungbrett zu seinen „neuböhmischen“ Besitzungen entlang der Goldenen Straße von Prag bis Nürnberg nutzen. Deshalb stärkte Karl IV. die politische und wirtschaftliche Bedeutung Bärnaus ungemein, etwa mit der „Meile Wegs.“ Auch in der „Goldenen Bulle,“ die er am Tag seiner Kaiserkrönung in Rom ausstellte, erklärte er, dass Bärnau „ewig beim Königreich Böhmen bleiben“ sollte.
Die „Goldene Straße“ bildete unter Karl IV. die Hauptverkehrsader von und nach Böhmen. Diesen Weg benutzte der Kaiser, um von Prag zu seinen Besitztümern reisen zu können. Und das wollte er tun, ohne von irgendwelchen fremden Landesherrn abhängig zu sein. Unter diesem Gesichtspunkt muß man die besondere Förderung sehen, die der Kaiser dem kleinen Ort Bärnau zukommen ließ. Er bestimmte, dass die Böhmenkönige auch in Zukunft auf der goldenen Straße zur Wahl und Krönung des Kaisers zu ziehen hätten.
An dieser Straßenführung orientierte sich auch die Erwerbspolitik des Kaisers, der für seine Reisen zu den Reichsgeschäften nach Frankfurt Stützpunkte gewinnen und im Anschluß an seine böhmischen Stammlande ein geschlossenes Territorium mit Sulzbach als Mittelpunkt schaffen wollte. Wiederholt hielt sich Karl IV. in Sulzbach auf, kam auch auf seinem Weg nach Bärnau. 52 Mal soll er die Goldene Straße bereist haben. Der Begriff kam allerdings erst in späteren Jahrhunderten auf. In Böhmen war er nicht gebräuchlich, dort sprach man von der „Kaiserstraße“. Die einzelnen Pfleger entlang der Straße stellten für die Kaufmannszüge Geleitschutz, so auch die Pfleger von Störnstein, Pleystein und Bärnau. Das machte den Handelsweg in jenen unsicheren Zeiten ungewöhnlich sicher.
Die einstige „Goldene Straße“ überquerte von Süden kommend, den Hammer-Weiher-Damm und stieg den Silberberg hinauf, wo die Schmiede ihre Werkstätten hatten, zum Marktplatz, um dann in östlicher Richtung verlaufend die Stadt zu verlassen. Über den Steinberg ging`s dann nach Tachov/Tachau und Prag. In der entgegengesetzten Richtung führte die Straße an der Kapelle Sankt Elisabeth vorbei nach Thanhausen und Hohenthan, überquerte den Gaisbach, ging weiter über Schönkirch und Plößberg nach Störnstein, Altenstadt und Weiden bis Hirschau, Sulzbach und nach Nürnberg. Auf tschechischer Seite war Tachov/Tachau der erste größere Ort, durch den der Handelsweg führte.
Auch Jan Hus nahm auf seiner Reise nach Konstanz im Jahre 1414 den Weg über Bärnau. Allerdings verloren Stadt und Straße langsam an Bedeutung. Um 1530 hatten alle Proteste von Bärnau und Weiden keinen Erfolg, neue Übergänge bürgerten sich ein, Waidhaus wurde wieder Hauptübergang. Mit den grenzüberschreitenden „historischen Festspielen“ wollen die Stadt Tachov und die Stadt Bärnau die im Mittelalter so wichtige Verbindung in Erinnerung bringen und damit einen Beitrag zur deutsch-tschechischen Verständigung leisten.